Kurz nach Mitternacht hat laut Polizei die Entschärfung einer Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg in Ulm begonnen. Die 250 Kilogramm schwere Bombe war bei Bauarbeiten auf einer Großbaustelle in der Nähe des Hauptbahnhofs entdeckt worden. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst hatte mit der Entschärfung gewartet, bis die Evakuierung der umliegenden Wohnhäuser abgeschlossen war.
Sporthalle für betroffene Anwohner geöffnet
Das Gebiet in einem Radius von 300 Metern um den Blindgänger musste evakuiert werden. Rund 2.800 Menschen sind nach ersten Schätzungen betroffen. Gegen 22 Uhr hatten sich etwa 200 Anwohner in der Sporthalle des Kepler-Gymnasiums eingefunden. Die meisten Anwohnerinnen und Anwohner kommen wohl privat unter, vermutete ein Sprecher des dortigen Betreuungsteams.
Für die Kepler-Turnhalle werden derzeit 150 Feldbetten organisiert, vor Ort gibt es Turnmatten und Decken, hieß es weiter. Wer dort Unterkunft sucht, wird gebeten, eigene Medikamente für 24 Stunden mitzubringen.
Wer Hilfe braucht, kann sich an die Stadt wenden
Mobilitätseingeschränkte Anwohner können durch den Rettungsdienst in eine Pflegeeinrichtung gebracht werden, teilt die Polizei mit. Wer die Hilfe in Anspruch nehmen will, könne sich telefonisch bei der Stadt Ulm melden, damit ein Transport organisiert wird.
"Wenn ich das gewusst hätten, hätte ich ein Buch mitgenommen"
Eine Anwohnerin sagte dem SWR, sie warte nun in der Kepler-Halle, bis sie wieder nach Hause darf. Ein mulmiges Gefühl habe sie wegen der Bombe keins. Es seien schon so viele Fliegerbomben entschärft worden, da werde es hier in Ulm sicher auch nicht schief gehen.
Insgesamt nehmen die Menschen in der Halle den nächtlichen Ausflug gelassen. Zwei Frauen mit ihren Hunden kennen sich eigentlich als "Parkfreundinnen", weil sie sich immer mit ihren Hunden beim Gassi gehen treffen. Jetzt stehen sie den Abend gemeinsam durch.
Eine Frau erzählt, dass sie eigentlich auf dem Weg auf die Couch war, als ihr klar wurde, dass der Alarm vor der Haustüre auch hier galt. Nun wünscht sie sich, dass sie ein Buch mitgenommen hätte, um die Zeit zu vertreiben. Dafür hat eine andere ihr Strickzeug eingepackt.
Auch Ulms Oberbürgermeister Martin Ansbacher (SPD) kam spät abends in die Halle und erkundigte sich, wie es den dort Untergebrachten geht. Es seien gemischte Gefühle, sagt er. Gerade zur Eröffnung des Weihnachtsmarktes habe es die Meldung über den Bombenfund gegeben. Aber Ulm sei gut vorbereitet, die Einsatzkräfte und Helfer machen ihre Arbeit hervorragend, so Ansbacher.
Nach Bombenfund in Ulm: Innenstadt soll weiträumig umfahren werden
Das betroffene Grundstück liegt an der Ecke Neutorstraße/Karlstraße. Dort entsteht momentan ein Gebäudekomplex mit Wohnungen und Geschäften.
Die Straßen rund um den Bombenfundort sind gesperrt. Auch Busse und Straßenbahnen fahren dort keine. Die Polizei rät dazu, die Innenstadt weiträumig zu umfahren. Der am Montag gestartete Weihnachtsmarkt auf dem Münsterplatz war von der Evakuierung nicht betroffen, so ein Sprecher der Polizei.
Zugverkehr aufgrund der Entschärfung beeinträchtigt
Mehrere Regionalzüge fallen aufgrund der Bombenentschärfung aus. Wie die Bahn mitteilt, sind davon die Verbindungen zwischen Ulm und Aalen, Wendlingen, Stuttgart und Donaueschingen betroffen. Auch auf den Strecken in Richtung Biberach und Lindau kann es zu vereinzelten Zugausfällen kommen. Die Streckensperrung gilt allerdings erst ab 23:30 Uhr und soll wohl bis spät in die Nacht gehen.
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